Da wir die Szenen mit unseren beiden Brüdern zuerst abdrehen mussten, da Max Herrmann schon zwei Tage vor Drehschluss sein Auslandsschuljahr in Irland antrat, hatten wir die eine Gruppe hauptsächlich bei trübem Licht, die andere Gruppe dann bei Sonnenschein auf Band. Beim Schnitt haben wir aber festgestellt, dass sich das dramaturgisch ganz gut macht. :smiley34:Ein wenig vom Unglück verfolgt war unser Hauptdarsteller Martin Brückner. Beim Dreh am Bach stürzte er nach der zweiten Klappe kopfüber ins Wasser, weil er sich nicht mehr auf seinem wackeligen Uferstein halten konnte, auf dem er stand. Die Aktion (man kann sie im Making of bewundern) sorgte zwar für reichlich Gelächter unter den Teammitgliedern, war dann aber doch recht ernst. Martin hatte sich den kleinen Finger gebrochen, was aber weder wir noch er richtig glauben wollten (der Arztbesuch am folgenden Tag brachte erst Gewissheit). Martins Jeanssachen waren nach dem Wassersturz auf der einen Körperhälfte völlig durchnässt. Zum Trocknen war keine Zeit, weil die Sonne langsam hinter dem Wald verschwand. Also wurde die Szene leicht umgeändert und wir haben weiter gedreht. Auch die folgenden zwei Drehtage spielte Martin (ohne Gips, denn das hätte ja einen großen Anschlussfehler gegeben) tapfer weiter. Im Film merkt man ihm seinen Arbeitsunfall nicht an.
Das Drehbuch sah vor, dass alle Kinder ohne Schuhe durch den Wald laufen sollten. Auf den Füßen unserer Darsteller hatte sich neben Schnitten, Beulen und Abschürfungen eine dicke Hornhaut gebildet. Selbst ich hatte von meinen kurzen Episoden ohne Schuhe (zu denen ich von den Darstellern gezwungen wurde) noch einige Tage bleibende Erinnerungen und konnte so nachempfinden, was ich mir als Drehbuchautor da Gemeines ausgedacht hatte.
Und so schaffte es Martin auch irgendwann in eine Glasscherbe zu treten (die einzige, die unser Aufräumteam übersehen hatte). Martin hatte sie letztendlich doch noch aufgespürt. Das Ergebnis ist übrigens unter der Rubrik „Photos“ zu sehen. Das Foto mit der Aufschrift: „Wir erklären euch den Krieg mit Freitag und Zinty Zénopyde“ zeigt deutliche Spuren von Martins Verletzung.
Aber auch unser Kameramann Georg Mikulcak wurde nicht verschont. Bei einer Szene mit einem Steinschleuderschuss in Richtung Kamera (der in der Realität natürlich über die Kamera abgefeuert wurde), traf es Georg am Kopf (auch dazu mehr im Making of). Verursacher, sprich Schütze bei dieser Aktion war natürlich ... Martin. Daraufhin wurde er feierlich zum "Setdödel" ernannt.
Der Dreh war sehr anstrengend. Allein die einstündige Anfahrt und der Aufbau von knapp zwei Stunden (Tontechnik, Elektrizität, Pavillon mit Sitzbänken, Tischen und Catering) nahm viel Zeit in Anspruch. Diese wurde aber mit einer allmorgendlichen Aufwärmung und szenenspezifischen Übungen von unseren Kinderbetreuerinnen Sandra und Katja Koch mit Bravour überbrückt. Dann ging’s für die Darsteller in die Maske. Danach wurden die Kostüme angezogen, anschließend mehrere Proben und gegen zehn Uhr fiel meist die erste Klappe. Beim Drehen musste oft improvisiert werden. Das steile, felsige Gebiet und die langen Entfernungen zwischen Drehort und Tonstation machten den Dreh zum Abenteuer. Drehschluss war meist, wenn das Licht nicht mehr mitmachte, und das konnte im Wald ganz schnell gehen.
Nach dieser Woche waren wir alle ziemlich fertig. Aber die Erinnerungen an diese verrückten Tage werden uns noch lange bleiben.